Lieber Herr Hubertus H., lieber Herr Christian L., lieber Herr Olaf S.,
ich kenne es schon lange aus der Welt der Altersvorsorge, dass mit blumigen Begriffen ziemlich unsinnige Produkte vermarktet werden sollen. Bei mathematischen Vertragsprüfungen (ich bin Versicherungsmathematiker) habe ich oft Verträge gesehen, die ganz anders beschrieben werden als das, was eigentlich drinsteckt.
Vor dreißig Jahren sind zum Beispiel viele Verbraucher den sogenannten „fremdfinanzierten Renten“ auf den Leim gegangen. Dabei haben die Kunden erst einmal ein Darlehen aufgenommen. Das wurde in riskante Anlagen wie Aktien investiert, die besser rentieren sollten als die Zinsen für die Schulden. Ziel war es, aus der Zinsdifferenz zwischen Schuldzins und Anlagezins eine lebenslange Rente zu finanzieren.
Von diesen Konzepten haben in der Vergangenheit nur ganz wenige überhaupt funktioniert (ich persönlich kenne nur gescheiterte Verträge). Das Konzept einer solchen Schuldenrente ist wacklig. Das Problem: Man muss die Schulden im Griff halten.
Sie möchten mit der „Aktienrente“ nun das gleiche machen!
Ihre „Aktienrente“ kann aber eben nur dann funktionieren, wenn sie genügend Dumme finden, die Ihnen für wenig Zinsen das notwendige Geld leihen. Sie brauchen Menschen, die so doof sind, nicht in die rentableren Anlagen zu gehen, auf die Sie selbst bei der „Aktienrente“ setzen.
Wo findet man so viele Dumme Menschen, die Ihnen Geld leihen? Direkt finden Sie die nicht. Deshalb brauchen Sie die „institutionellen Anleger“. Zum Beispiel leihen Ihnen Lebensversicherungsunternehmen viele Kundengelder gegen wenige Zinsen – im Namen der versicherten Kunden. Die Versicherungskunden bekommen dann weniger Geld aus ihrer Altersvorsorge. Das Geld der Versicherungskunden würde also dazu verwendet werden, eine auf Hoffnung basierte Schuldenrente zu finanzieren – für den Preis einer schlechteren privaten Altersvorsorge.
Vereinfachend: Bei Ihrer „Aktienrente“ wollen Sie sich Geld der Bürger gegen niedrige Zinsen leihen, so deren private Altersvorsorge schwächen, nur um darauf zu hoffen, dass Sie durch andere Kapitalanlagen etwas mehr Rendite machen und das dann als großartigen „Gewinn“ großzügig an die Bürger als Beitragssenkung von 0,3 Prozent zu geben.
Klingt nach einer Mogelpackung – ist es auch. Ihre „Aktienrente“ ist eigentlich eine Schuldenrente – mit allen Risiken.
Bitte lernen Sie aus den bitteren Erfahrungen mit fremdfinanzierten Renten und lassen Sie die Finger von ihrem Konzept. Auch wenn Aktienrente draufsteht, ist es nur eine hochriskante Schuldenrente!
Beste Grüße
Ihr Axel Kleinlein
PS: Auch Mathematikerkollegen sehen Ihr Konzept sehr skeptisch, zum Beispiel die Aktuare der Aktuarvereinigung DAV