Versicherungsmathematik
Versicherungsmathematiker – im Fachjargon Aktuare – beschäftigen sich mit den mathematischen und versicherungstechnischen Hintergründen im Versicherungswesen.
Zum einen heißt das, sich mit der Kalkulation der Versicherungsprodukte auseinanderzusetzen. In der Lebensversicherung sind dabei zum Beispiel Sterbetafeln von besonderer Bedeutung. Schon kleine Änderungen in den angenommenen Sterbewahrscheinlichkeiten können hier große Auswirkung haben. Dass Versicherungsunternehmen mit überzogenen Lebenserwartungen kalkulieren finde ich dabei sehr problematisch.
Bei den Kosten liegen große Probleme in den überzogenen Provisionen die von einigen Unternehmen für Versicherungsvertreter:innen einkalkuliert werden. Aber auch die Frage wie nachvollziehbar, also wie transparent diese Kosten sind, ist immer wieder umstritten.
Versicherungstechnik
Neben der reinen Kalkulation von Versicherungstarifen ist es wichtig einen scharfen Blick darauf zu haben was versicherungstechnisch geschieht. In der Lebensversicherung ist zum Beispiel dabei die Überschussbeteiligung maßgeblich.
Wie die Versicherungsunternehmen dabei konkret verfahren, das ist für Laien kaum zu verstehen. Denn wenn ein Versicherer Überschüsse erwirtschaftet, dann fließen diese nur über ein kompliziertes System an die Versicherten – wenn überhaupt. Ausgerechnet das Aufsichtsrecht gibt den Vorständen in den Unternehmen einige Möglichkeiten, den einzelnen Versicherten diese Gelder vorzuenthalten.
Die großen Probleme der Branche haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder dazu geführt, dass die Politik der Versicherungsindustrie zur Seite gesprungen ist – oft zu Lasten der Versicherten. Deswegen ist es wichtig, zum Beispiel bei der Zinszusatzreserve oder dem Lebensversicherungsreformgesetz auf die Belange der Versicherten hinzuweisen.
Altersvorsorgeprodukte – Riester, Rürup, betrieblich und mehr
Die Lebensversicherer mischen gewaltig mit, wenn es um die Altersvorsorge geht. Bei Riester- und Rürup-Renten ist die Assekuranz stark privilegiert. Auch bei der betrieblichen Altersvorsorge ist sie ein maßgeblicher Player.
Bei der Altersvorsorge gibt es zwei grundlegend unterschiedliche Problemfelder: Zum einen gilt es möglichst renditestark bis zum Rentenbeginn Geld anzusparen. Zum anderen muss diese Geld dann möglichst geschickt ausgezahlt werden.
Beim Sparprozess gibt es bei Versicherungsangeboten oft alleine deshalb nur eine geringe Rendite, da die einkalkulierten Kosten so hoch sind und die Überschussbeteiligung so niedrig. Das zu erkennen und nachzuvollziehen ist für Laien aber oft nicht möglich.
Auch bei der Verrentung ist es schwer für Verbraucher:innen nachzuvollziehen, ob sie fair behandelt werden. Die sogenannten Rentenfaktoren erscheinen oft willkürlich. Und der Zwang, unbedingt bei einem Versicherungsunternehmen das Geld verrenten zu müssen ist nicht immer passend – aber eben zum Beispiel bei Riester- und Rüruprenten gesetzlich vorgeschrieben.
Das ökonomische Setting und die EU
Die Versicherungsindustrie hat eine große wirtschaftliche Bedeutung. Mehr als eine Billion Euro – 1.000.000.000.000 Euro – verwalten die Unternehmen in kapitalbildenden Lebensversicherungen.
Für die Politik – national und auch auf EU-Ebene – hat dies eine große Bedeutung. Der Einfluss der Versicherungswirtschaft ist dementsprechend groß. So könnten Versicherer etwa auch ein wichtiger Player werden, wenn es um Nachhaltigkeit geht.
Dabei ist es wichtig, dass die Regulierung dieser Branche ausreichend und angemessen ist. Leitbild sollte dabei der „value for money“, also gewissermaßen der Kundennutzen sein. Diesem zu entsprechen fällt der Versicherungswirtschaft aber nicht immer leicht.