Ich war gerade auf einer Konferenz beim iff, auf der viel über „finanzielle Bildung“ diskutiert wurde – gerne im Zusammenhang mit überschuldeten Menschen, jungen Frauen und anderen vulnerablen Gruppen.
Was mich ärgert: Bei diesen Diskussionen entsteht zuweilen das Bild, dass Menschen, die etwa bei Schuldnerberatern aufschlagen, nicht genug Finanzbildung genossen hätten und deswegen nun in der Misere steckten. So als wären sie aufgrund ihrer eigenen Dummheit selbst daran schuld!
Wäre das so, so wären fast alle pleite und die Vereinigten Staaten auch! Dieses Bildungsproblem zieht sich nämlich quer durch alle Schichten. Auch ein amerikanischer Präsident ist nicht davor gefeit.
Aktuelles Beispiel: Die Eierpreise waren in den Vereinigten Staaten ziemlich in die Höhe gegangen – pikanterweise gerade um Ostern herum. Jetzt sind die Preise gefallen und der Präsident ist sehr stolz darauf. In seiner Freude prahlte er gegenüber unserem Kanzler, dass die Preise um 400 Prozent gefallen seien.
Der Preis eines Eies ist also um 400 % gefallen! Hat das Ei also etwa zu Ostern noch 50 Cent gekostet, so kostet es nun 400 % x 50 Cent = 2 $ weniger.
Der Preis beträgt nun
0,5 $ – 2 $ = – 1,5 $,
also „Minus ein Dollar und 50 Cent“. Wer heute im Laden in den USA den Wunsch äußert ein Ei zu erwerben, erhält demnach nicht nur das Ei, sondern auch noch 1,50 $ zusätzlich ausbezahlt!
Das ist aber nicht wirklich so. Beim Eierkauf bekommt man kein Geld geschenkt.
Offensichtlich kann der Präsident also nicht mit Prozentrechnung umgehen. Da klafft eine massive Lücke in seiner Finanzbildung. Schlechte Bildung gefährdet dann angesichts seines Jobs aber nicht nur seine eigene Prosperität, sondern womöglich auch das von ihm regierte Land. Hoffentlich findet sich dann eine gute Schuldnerberatung für die USA!
PS: In der Stromwirtschaft bekommt manchmal jemand Geld dafür, wenn er eine Überproduktion abnimmt. Aber bei Eiern?
Link zur Konferenz des iff