Höherer Rechnungszins bei Riester: Schlecht für Kunden, gut für den Vertrieb

Lieber Herr Heß,

vielen Dank für ihren Kommentar, den sie jüngst beim Versicherungsboten veröffentlichten.

Es geht Ihnen um die Riester-Rente unter dem Eindruck des jüngst erhöhten Höchstrechnungszinses. Dieser wirke sich nämlich „positiv“ aus.

Klingt großartig! Wenn ich aber Ihr Riester-Angebot anschaue, dann komme ich ins Zweifeln.

Das aktuelle Produktinformationsblatt (PIB) ihrer „WWK Premium FörderRente protect“ weist nämlich bei einer Laufzeit von 30 Jahren stolze Effektivkosten von 2,58 Prozent aus. Das Vorgängerangebot mit altem Rechnungszins war günstiger, damals „nur“ 2,26 Prozent.

Wird aber Dank höheren Rechnungszinses heute mehr Geld angespart? Fehlanzeige! Bei vier Prozent Wertentwicklung entgehen den Kunden knapp 3.000 Euro im Vergleich zu früher, mehr als sechs Prozent der Gesamtsumme!

Das mit dem Sparen ist also schlechter geworden und die Kosten sind auch höher. Ein Hauptpunkt: Ihre Abschluss- und Vertriebskosten haben Sie mehr als versechsfacht und die Verwaltungskosten mehr als verdoppelt!

Unterm Strich: Sie nutzen den höheren Rechnungszins dazu, konsequent Kosten zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass der Vertrieb massiv profitiert.

Scheinbar gestiegene Renten sind für Sie nur ein „Verkaufsargument“. Wichtig ist für Sie, dass die Riester-Rente „aus Sicht der Vermittler wieder so attraktiv“ ist. Wenigstens machen Sie keinen Hehl daraus, dass Ihnen der Vertrieb wichtiger ist als die Kunden.

Aber bitte tun Sie nicht so, als ginge es um die Altersvorsorge der Bürger, wenn es Ihnen eigentlich hauptsächlich um den Vertrieb geht. Das ist unredlich.

Beste Grüße

Ihr Axel Kleinlein

PS: Zur Beruhigung: Sie stehen damit nicht allein. Auch andere Versicherer nutzen den höheren Rechnungszins aus, um hauptsächlich sich selbst und den Vertrieb und weniger die Kunden zu beglücken.